Friedhof einmal anders

In diesen Zeiten braucht es manchmal Fantasie und Mut, eine eigene Form zu finden, den Abschied zu gestalten von einem geliebten Menschen.

Viele können nicht umsetzen, was sie sich vorstellen, können vielleicht nicht das gerade vergangene gemeinsame Leben so würdigen, wie Sie es viel lieber täten. Alle einladen, die dazu beigetragen haben, dass es so reich, so glücklich, so einzigartig gewesen ist.

Ich möchte Ihnen heute von einer Erfahrung berichten, in der eine Familie einen so wunderbaren, so lebendigen Abschied gestaltet hat.

Erwin (Name geändert) wusste lange schon, dass er möchte, dass seine Urne anonym beigesetzt wird. Wir haben uns also auf dem Huckelrieder Friedhof getroffen und sind zusammen zur Wiese gegangen, auf der er nun neben etlichen anderen seinen Platz hat. Zehn Personen waren wir, die nahe Familie und ich.

Erwin war passionierter Segler und hätte sich über die Sonne und den Wind so gefreut. Ostwind, ideal, auf der Weser zu segeln, erfuhr ich auf dem Weg zu seinem Grab.

Dort angekommen, haben wir auf sein Leben geschaut und seine Gangart gewürdigt. Danach – Erwin sollte die Rede ja noch hören – seine Urne beigesetzt.

Ich wollte mich verabschieden – die Witwe meinte: Wir haben da noch etwas vorbereitet – unsere Enkelin hat einen Kuchen gebacken, wir haben Getränke mitgebracht und würden so gern auch mit Ihnen anstoßen – auf dem Parkplatz am Auto.  Kein besonders schöner Ort, so ein Parkplatz, also entstand die Idee, doch mit all dem Mitgebrachten über den Friedhof zurück zur Wiese zu gehen. Sie wollten schließlich auch ‚Sailing‘ spielen – vom Parkplatz aus hätte Erwin das womöglich nicht gehört….

Da standen wir dann – haben Kuchen gegessen – auf Erwin und sein erfülltes Leben angestoßen, wir haben zusammen gelacht, bei der Musik auch geweint – und ich erfuhr noch das eine oder andere von diesem feinen Menschen, seinem bunten Leben, seinen Stärken, seinen Eigenheiten, seinem Humor.

Ein paar Menschen drumherum sind auf uns aufmerksam geworden, nicht weil wir laut waren – das waren wir nicht – sondern weil da eine kleine, wie ich fand feine Gesellschaft stand und etwas Ungewöhnliches tat – ein Paar habe ich angesprochen, ob sie sich hoffentlich nicht gestört fühlen.
Nein, haben sie geantwortet – im Gegenteil, was für eine schöne Idee. Beim nächsten Friedhofsbesuch werden wir auch Kaffee und ein Stück Kuchen mitbringen und es uns gut gehen lassen – an diesem manchmal so trostlosen Ort.

Herzlich grüßt Sie

Ihre Michaela Höck,
Trauerrednerin und Trauerbegleiterin.