Nahe bleiben in der Trauerbegleitung

Die ersten Tage in diesem Ausnahmezustand sind gelebt.

Wie seltsam, so empfinde ich es immer wieder, anderen zu begegnen – ohne sich die Hand zu geben – ohne sich zu umarmen, ohne einen körperlichen Ausdruck von Nähe, keine Begrüßungs-, keine Abschiedsgesten, nicht die vertrauten Zeichen von Verbundenheit.

So langsam komme ich darin an.

Kann mich entscheiden, ob ich darüber klage – oder es hinnehme – als eine ja vorübergehende Einschränkung, die so viel Sinn macht, zutiefst gesund ist gerade – und allen hilft, es zu bleiben.

Es ist ein sinnvoller Verzicht auf körperliche Nähe – kein Verzicht auf Nähe.

Ich fühle mich eingeladen, andere Formen zu entdecken.

Länger zu schauen. In die Augen meines Gegenübers. Was passiert, wenn Blicke sich treffen? Wenn einer von uns zu lachen beginnt, vielleicht aus Verlegenheit, vielleicht aus Freude, einander so anzuschauen; was passiert, wenn in dem, dass Nähe entsteht, Traurigkeit aufsteigt, Tränen da sind – wie gehe ich damit um?

Trauerbegleitung in der Zeit von Corona

Mir fällt es schwer, dann nicht den Schritt zu meinem Gegenüber zu gehen, sondern Raum zwischen uns zu lassen. Raum, in dem alles da sein kann, alles da sein darf. Nicht zurückgehen, nicht nach vorn gehen – da sein.

‚Bleibe nah und tue nichts‘ – das ist der Titel eines Buches, in dem es um buddhistische Sterbebegleitung geht. Und es ist seit vielen Jahren schon meine Haltung im Zusammensein mit trauernden Menschen. Nah sein, präsent sein, wirklich da sein, Zeugin dessen sein, was da gerade geschieht.

Nichts tun – und damit so viel tun. Raum entstehen zu lassen.

Das gelingt auch beim Telefonieren – und sowieso beim Skypen.

Es braucht keine körperliche Geste von Nähe, nein, so schön und verbindend diese Gesten auch sind. Die Haltung, mit der ich da bin, vermittelt sich. In jedem Augenblick.

Probieren Sie es mal aus.

Für einen Moment. Und schreiben Sie mir gern, was Sie erleben dabei und wie es Ihnen geht.

Sprechen Sie mich gern an. Ich freue mich darauf.


Ihre Michaela Höck.
Trauerbegleiterin und Theologin.